Gastbeitrag von Malte
Am Samstag waren wir Studierenden wie immer pünktlich um 7:45 am Grabungshaus , um die Transporter zu beladen und dann schnell wieder in die Schnitte rein. Zur Belohnung lässt Stas uns schon um 12:00 dass Feld räumen, damit wir nach Transnistrien fahren können, während der Rest versucht sich möglichst verstaubt vor der Sonne zu schützen. Leider hatte Jonas in Stolniceni mit den Zeichnungen von seiner Fahrt nach Chișinău noch alle Hände voll zu tun. Deshalb gibt es nur Fotos aus den abtrünnigen „Arbeiter- und Bauernstaat“, der seit dem Waffenstillstandsabkommen von 1990 international nicht anerkannt wird.
Nach dreieinhalb Stunden Fahrt sind wir an der Grenze angekommen und fahren zum Checkpoint, vorbei an zwei Panzern mit abgedeckten Kanonen und rauchenden, gelangweilt drein guckenden Soldaten.
Dort wird Lennart von der Grenzerin in gebrochenen Englisch zur Kasse gebeten: der Übertritt mit den Auto soll 25$ kosten und wir sollen außerdem noch 10$ Übersetzungsgebühr zahlen. Doch als Lennart dem nächten Grenzer sagt, dass er russisch sprechen kann, füllt der Grenzer ärgerlich das Formular aus und tippt in gewohnter bürokratischer Schnelle irgendwelche Sachen in den PC ein. Nach etwas mehr als einer Stunde dürfen wir rein.
Leider zu spät zur Parade, denn heute war „Tag der Republik“ in Transnistrien und es gab dementsprechend Brot und Spiele.
Also schnell ein Hostel suchen, um noch den Rest des Festes zu genießen und ein bisschen was von der Hauptstadt Tiraspol zu sehen, denn man erhält nur ein Visa für maximal 24 Stunden. Wir fragen auf der Straße ein paar Jugendliche nach dem günstigsten Hostel, als Antwort kriegen wir das „Aist“ genannt, dass aber wirklich das günstigste sei.
Dort nehmen wir die günstigsten Zimmer, natürlich brauchen wir kein warmes Wasser. Die Rucksäcke fliegen auf die Betten, die Reisepässe und Autopapiere unter Teppich und Nachtschrank. Dann endlich ab in die Innenstadt zur Leninstatue, zum Denkmal des Transnistrien-Konfliktes, natürlich mit Panzer und selbstverständlich ist die Paradestraße getreu des „ Arbeiter- und Bauerstaates“ in den Farben von Transnistrien (Rot und Grün) und denen Russlands geschmückt. Über den Straßen hängt das Wappen, während ein transnistrischer Superstar mit dem Militärorchester auf der Bühne steht, rund herum viel Polizei und Militär und natürlich Andy‘s Pizza und andere Läden und Stände, wo wir unser Geld verschleudern können.
Gekrönt wird alles von einen Feuerwerk, wer hätt‘s gedacht, in Rot und Grün. Willkommen im roten Disneyland.
Am nächsten morgen geht es nach der kalten Dusche schon früh weiter. Wir erkunden noch ein wenig die Stadt und geben die letzten Rubel aus. Bevor wir jedoch wieder Richtung Grenze fahren, machen wir noch einen Abstecher zum Bendery Fortress, eine ehemalige osmanische Festung, die inzwischen Militärstützpunkt ist.
An der Grenze dann gibt es noch einen kleinen Schock, denn David findet sein Visum nicht. Nach kurzer Suche in unserem stets gepflegten und aufgeräumten Bulli können wir aber auch dieses Formular dem Grenzer in die Hand drücken. Tatsächlich dürfen wir dann, wider Erwartens und ohne Geld zahlen zu müssen (wir hätten auch keines mehr geben können) schon nach wenigen Minuten über die Grenze und fahren durch die Nacht wieder zurück in unser beschauliches Stolniceni, wo Jonas schon auf uns wartet.